Kreisgruppe Hildesheim

BUND Hildesheim untersucht Gewässer im Rahmen des FLOW-Projektes

Bei der Arbeit Bei der Arbeit  (M. Köhler)

Seit 2021 beteiligen wir uns an dem Projekt FLOW, welches vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig (UFZ) und dem BUND-Bundesverband durchgeführt wird. Das Projekt ist seit diesem Jahr auf ganz Deutschland ausgeweitet worden. Gegenstand der Untersuchungen ist der ökologische Zustand kleiner Bäche im Hinblick auf die Ziele der EU-weit geltenden Wasserrahmenrichtlinie.

Bislang werden/wurden in Deutschland diesbezüglich lediglich große Gewässer untersucht. Ziel des Projektes ist, mit Hilfe interessierter bürgerlicher Gruppen die Zustände kleiner Gewässer zu erfassen. Es handelt sich also um ein sogenanntes Citizen Science Projekt.

Nachdem wir im Juni 2021 mit Unterstützung der Projektleitung und des Umweltmobils den Auebach bei Mölme an der Grenze zum Landkreis Peine beprobt haben, wurde in diesem Jahr der Alpebach bei Algermissen untersucht. Mit Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises und mit Unterstützung des Anglerverbands Sarstedt haben wir im April sowie im Juni die geforderten Erhebungen durchgeführt. Neben der Erfassung der Gewässerstrukturgüte, also der Feststellung, wie naturnah bzw. stark verändert der Bachlauf, die Sohle und der Uferbereich des Gewässers ausgestaltet sind, wird die Wasserqualität auf verschiedene chemische und physikalische Parameter untersucht. Den größten Umfang nimmt dann die Untersuchung des Makrozoobenthos in dem beprobten Abschnitt in Anspruch. Hierunter fallen die Tierarten, welche mit bloßem Auge erkennbar am Gewässergrund leben. Die Vorkommen bestimmter Arten wie z.B. Larven von Eintagsfliegen oder von Libellenarten und ihre Anzahl lassen Rückschlüsse auf die Pestizid- bzw. Nährstoffbelastung des Baches zu. 

Die detaillierten Ergebnisse für den Alpebach werden zur Zeit noch ausgewertet. Allerdings kann bereits festgestellt werden, dass die Gewässerstruktur sehr stark verändert ist. Das V förmige Profil des begradigten Alpebachs entspricht sicher nicht dem „Idealbild“ eines typischen Bördebachs. Die chemische Wasserqualität, die Werte für den Nährstoffeintrag und der anhand der Makrozoobenthos Beprobung ermittelte Index für die Pestizidbelastung zeigen einen mäßig guten Zustand. Hier war zwischen April und Juni eine erhebliche Verbesserung feststellbar. Die Arten und auch Individuenzahl der Bachfauna war im Frühsommer viel größer. Ob dies ein rein jahreszeitlich bedingter Effekt war, oder ob Veränderungen der Gewässerbelastung zu diesem Ergebnis führten, muss noch genauer untersucht werden.

Die Daten derartiger Untersuchungen werden vom FLOW-Projekt gesammelt. Sie sollen Grundlage für Vorschläge kurz- bis mittelfristiger Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen Zustands der untersuchten Gewässer sein. Hier können wir unsere Sicht bzw. unsere Maßnahmenvorschläge einbringen. Im Herbst wird dann eine (digitale) Konferenz der Teilnehmer*innen zu den Erfahrungen und zu den Ergebnissen der diesjährigen Saison stattfinden. Wir planen, die Gewässeruntersuchungen im nächsten Jahr fortzusetzen.


Citizen Science-Projekt „FLOW“ Gewässerbewertung am Auebach am Sonntag den 20.06.2021

Daten für die Wissenschaft gesammelt!

Auf der Suche nach wirbellosen tierischen Organismen Auf der Suche nach wirbellosen tierischen Organismen  (E. Gutting-Vos)

FLOW ist ein Projekt zum ökologischen Monitoring von kleinen Fließgewässern.

Ziel war es, am Beispiel des Auebachs in der Nähe von Mölme (Gemeinde Söhlde im Landkreis Hildesheim) gemeinsam mit interessierten Laien den ökologischen Zustand eines Gewässers zu untersuchen. Es ging um die Gewässerstrukturgüte, die Nährstoff- und Pestizidbelastung und das Vorkommen bestimmter empfindlicher Arten wie Köcherfliegenlarven, Schlammfliegenlarven usw.

Wie das zu messen und zu bewerten ist wurde an diesem Tag gezeigt und erprobt. Dazu kam das FLOW-Projektteam mit einem speziell eingerichteten Fahrzeug und der erforderlichen Ausrüstung an den Auebach.

Das Ergebnis für diesen Bördebach war leider nicht positiv. Das Gewässer hat sich tief in den Auelehm eingeschnitten, es wurden hohe Belastungen mit Stickstoff und Phosphor gemessen und das Spektrum an Kleinlebewesen war deutlich verarmt. Libellen- und Eintagsfliegenlarven gingen nicht in den Kescher, allerdings zahlreiche Flohkrebse und überraschend viele Schlammfliegenlarven. Die vielen kleinen Krabbeltiere aus dem Material vom Gewässergrund, das ebenfalls in den Kescher geraten war, herauszusuchen, sie zu gruppieren und mehr oder weniger genau zu bestimmen, erwies sich als echte Herausforderung und spannende Entdeckungsreise. Mit Unterstützung durch das Flow-Team und mit den hervorragend aufbereiteten Bestimmungshilfen konnte schließlich ein immerhin mäßiger Zustand der „Biologie“ - trotz unbefriedigendem chemischen Zustand - festgestellt werden.

FLOW ist ein Projekt des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ, Leipzig) und des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Sollte sich das Projekt anhand weiterer Erprobungsteams mit geschulten Laien als erfolgreich erweisen, wird es mittelfristig weiter ausgerollt. So könnten wesentlich mehr kleinere Fließgewässer nach standardisierten wissenschaftlichen Methoden untersucht, in Bezug auf ihren ökologischen Zustand eingeschätzt und hoffentlich auch verbessert werden.