Nachbetrachtung der Amphibienschutzaktion am Röderhof 2023
7. 5. 2023

Auch dieses Jahr waren wieder viele freiwillige Helfer/-innen an der Amphibienrettung beteiligt. Inzwischen werden es rund 70 Personen sein. Jedes Jahr kommen einige neue Sammler/-innen zu dem erfahrenen Unterstützerstamm dazu. Eine WhatsApp-Gruppe mit den meisten Beteiligten macht eine transparente Kommunikation und spontane Hilfestellungen untereinander gut möglich.
Der seit 2018 zunehmende Trend an dokumentierten Amphibien ist allerdings dieses Jahr aufgehoben. Dieses Jahr kamen wir nur auf 20.897 Amphibien, während es 2022 noch 35.402 waren. Das betrifft sowohl die Erdkröten, wie auch die Frösche und die Molche.
Besonders der schützenswerte Kammmolch ist mit 207 Tieren deutlich geringer repräsentiert als noch 2022 mit 387 Tieren. Dieser rückläufige Trend ist auch von anderen Sammelstellen des Landkreises zu hören - verlässliche Zahlen haben wir dazu aber noch nicht.
Über die Gründe für diesen Rückgang können wir aktuell nur Vermutungen anstellen: so kann das letzte Jahr zu heiß und zu trocken für das Überleben und die Fortpflanzen der Amphibien gewesen sein. Möglich ist auch, dass der Zaunaufbau am 24.Februar für die Wanderung der Teichmolche zu spät war. In der Regel sind dies die ersten Molche, die sich auf den Weg machen. (2022 wurden noch 1.307 Teichmolche gezählt, während es dieses Jahr nur 607 waren).
Ein weitere Überlegung könnte sein, dass die Tiere in diesem eher nassen Frühjahr andere - spontan entstandene - Laichgewässer im Wald genutzt haben und sich den weiteren Weg zu den Teichen gespart haben. Hierzu wäre ein weiterer Austausch unter Beteiligung aller Sammelstrecken-Sprechern im LK Hildesheim wünschenwert.
Aufgrund der langen Kälteperioden in diesem Frühjahr hat sich sich die Wanderzeit im Grunde auf die 14 Tage im März konzentriert, an denen es zwischen 8 bis 13 Grad war war. Letztes Jahr war die Wanderzeit bedeutend länger.
Interessanterweise kamen in diesen 14 Tage (nämlich am 23.3.2023) auch schon wieder die ersten Rückläufer von den Teichen zurück, was als untypisch und - im Vergleich zu den Vorjahren - als viel zu früh erfolgte.
Soweit der vorläufige Bericht. Sobald wir mehr Informationen haben, werden wir das wieder hier berichten.
Neues von der Amphibienwanderung
30.3.2023

Seit Ende letzter Woche sind - nach nur zwei ergiebigen Sammelwochen - schon wieder die ersten Erdkröten auf dem Weg zurück von den Teichen in den Wald, die sogenannten "Rückläufer". Auf dem Foto siehst man ein solches Exemplar.
Das stellt die Sammlerinnen und Sammler vor besondere Herausforderungen, denn die Rückäufer können, ohne dass sie ein Zaun aufhält, auf die Straße gelangen. Gerade im abendlichen Straßenverkehr müssen die Helfer die Tiere schnell von der Straße aufsammeln, damit sie nicht überfahren werden.
Der Zaun wird nach den Osterfeiertagen abgebaut, bis dahin hoffen wir noch auf etliche Wanderer zu den Teichen, denn die Tierbestände vom letzten Jahr sind noch nicht erreicht.
Update von der Amphibiensammelstrecke
23.3.2023

Inzwischen wandern die Amphibien aufgrund der moderaten Temperaturen und der Nässe kontinuerlich.
In der Nacht vom letzten Samstag auf Sonntag waren viele Tiere unterwegs; alleine rund 2000 Erdkröten saßen morgens in den Eimern und warteten darauf, über die Straße gebracht zu werden.
Die Amphibien wandern wieder!
18.3.2023

Heute morgen bei 10 Grad Sonne und feuchtem Boden waren etliche Molche in den Eimern. Sogar 19 der seltenen Kammmolche, 23 Bergmolche, 51 Teichmolche, 4 Fadenmolche, 2 Frösche und 230 Erdkröten. Damit scheint die Wanderung nun ernsthaft zu beginnen. Letzten Montag, bei milcen Temepraturen, haben die Sammler/-innen auch schon viele Tiere gefunden, mit der Kälte ab Dienstag war die Wanderung aber erst mal wieder gestoppt.
Neuer Amphibien-Rekord am Röderhof: 35.400 Tiere erreichen in diesem Frühjahr wohlbehalten ihre Laichgewässer
Pressemitteilung - 14.5.2022

Die diesjährige Amphibien-Schutzaktion der BUND Kreisgruppe Hildesheim war die bislang längste und „ertragreichste“: Vom 22. Februar bis zum 19. April haben rd. 60 Sammlerinnen und Sammler morgens und abends insgesamt 35.400 Amphibien bei ihrem Weg zu den Laichgewässern unterstützt. An der Straße nach Röderhof war ein kilometerlanger Amphibienschutzzaun aufgestellt. Die Tiere fallen dort in Eimer und müssen morgens und abends über die Straße zu den Gewässern getragen werden. „Diese Aktion war ein voller Erfolg, der aber nur mit den vielen engagierten Helferinnen und Helfer möglich gewesen ist“, bilanzierte BUND-Amphibien-Koordinatorin Claudia Keil auf einem Nachbereitungstreffen.
Die Zusammensetzung der Sammlerinnen und Sammler war sehr bunt: von Schulklassen, über Familien, Einzelpersonen und Jugendgruppen.
Die größte Amphibiengruppe stellen die Erdkröten mit über 30.000 Tieren, aber auch 4700 Molchen konnte der gefährliche Weg über die Straße erspart bleiben. Dazu zählen in diesem Jahr 387 Kammmolche. Dies ist das beste Ergebnis seit 2017 bei dieser selten gewordenen und deshalb besonders geschützten Molchart. Bergmolche, Teichmolche und Fadenmolche sind ebenfalls am Röderhof nachgewiesen. Erfreulich auch die zunehmende Anzahl dokumentierter Frösche mit über 500 Tieren.
Die diesjährige Herausforderung lag bei dem Wetter. Nach dem Einsetzen der Amphibienwanderung Ende Februar wurde es wieder kalt und trocken. Kein Wetter, bei dem sich Amphibien gerne auf den Weg machen. Die größte Wanderbewegung erfolgte dann erst wieder ab dem 21. März und dann noch einmal über die Osterfeiertage. Das erforderte ein insgesamt acht-wöchiges Engagement der Helferinnen und Helfer: Solange der Schutzzaun steht, muss regelmäßig gesammelt werden, damit die Tiere nicht in den Sammeleimern verenden.
Auch die untere Naturschutzbehörde – die für den Aufbau und Abbau des Amphibien-Schutzzauns verantwortlich zeichnet, zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden: „Die Ergebnisse vom Röderhof sind beeindruckend und freuen uns sehr“, so Carsten Lange. Sein Kollege Kevin Schulz ergänzte: „Die Zahlen sind ein Beleg dafür, dass sich der umfangreiche Aufwand des Zaunbaus und des Sammelns am Röderhof auszahlt.
„EU-LIFE BOVAR-Projekt“ zur Gelbbauchunke
Rückblick zur Führung mit Christoph Petersen im Schulbiologiezentrum am Samstagvormittag den 03.07.2021

Seit Sommer 2020 werden auf dem Gelände des Schulbiologiezentrums Gelbbauchunken nachgezogen, als Teil des LIFE Förderprojekts der EU „Management der Gelbbauchunke und anderer Amphibienarten dynamischer Lebensräume“, kurz: „LIFE BOVAR“. Hier hat man sich auf Umweltbildung, Öffentlichkeitsarbeit und die Nachzucht der Gelbbauchunke spezialisiert.
Christoph Petersen, der Leiter des Hildesheimer Projekts unter Federführung des NABU Niedersachsen, zeigte unserer kleinen Gruppe die verschiedenen Entwicklungsstadien von der Kaulquappe zum adulten Tier in der Aufzuchtstation, aber auch in den bewusst vegetationsarm gehaltenen Tümpeln auf den Freiflächen des FFH-Gebiets am Steinberg, wo die Tiere unter anderem ausgewildert werden. Wir erfuhren, dass diese Unkenart bei uns in Hildesheim ihre nördliche Verbreitungsgrenze hat. Durch den Wegfall von natürlichen Lebensräumen wie dynamische Überflutungsgebiete, aber auch durch Einsatz von Pestiziden ist sie selten geworden und kommt bei uns nur noch in Lebensräumen aus zweiter Hand wie Tongruben vor.
Unken sind aber keine „dicken Kröten“ wie im Märchen, sondern eher relativ kleine Tiere, siehe Foto. Im Unterschied zu Fröschen haben sie keine Fangzunge für Insekten, sondern springen nach ihrer Beute. Wie der Name schon sagt, haben die Tiere an der Körperunterseite leuchtend gelbe Zeichnungen, die individuell ausgeprägt sind und Fressfeinde abhalten sollen. Auffällig sind auch die herzförmigen Pupillen der Tiere.
Der Übergang vom Wassertier, der Kaulquappe, zum Landtier mit Beinen und Lungen erfolgt innerhalb kurzer Zeit und nicht bei allen Quappen gleichzeitig, so dass die Tiere neben Fütterung und Reinigung der Terrarien ständig überwacht und gepflegt werden müssen. Die vermittelten Inhalte waren so spannend präsentiert, dass wir in Absprache mit Herrn Petersen im Herbst einen weiteren Termin anbieten werden, um mehr Menschen für dieses ambitionierte Projekt direkt vor unserer Haustür zu begeistern.
Im Nachgang unserer Führung stellte sich heraus, dass es sich bei der auf der Freifläche vorgefundenen Unke um ein weibliches Exemplar - genannt Anna - handelt, dass bereits 2013 erstmals fotografiert wurde. Eine kleine Sensation!